Das Heidenknäblein
Sah die Ros´ ein Knäblein stehn,
Knäblein auf der Heiden.
Und das Knäblein ward so schön,
so was hat sie nie gesehn,
wollt es gern begleiten.
Rosi schaut ihm ins Gesicht,
„komm“ sagt sie zum Knaben.
Sie ward so auf ihn erpicht,
doch das Knäblein wollt sie nicht,
es ward nicht zu haben.
Rosi bleibt nun ganz allein,
weint sich aus die Augen,
sitzt in ihrem Kämmerlein,
wird nun immer Jungfrau sein –
weil schöne Jungs nichts taugen!
Es stürmen die Winde,
sie blasen so kalt,
sie zerr’n an dem Kinde
im finsteren Wald.
Es hat sich verlaufen,
ihm ist angst und bang.
Die Kobolde raufen
zum Elfengesang.
Es wird richtig eisig,
nun fällt auch noch Schnee,
kein Lied mehr vom Zeisig,
die Kälte tut weh.
Ach wär’ es geblieben
fein artig zu Haus,
wo alle es lieben.
Nun ist alles aus.
Oh – wer es errette!
Es gibt ab den Schrei –
und fällt aus dem Bette.
Der Traum ist vorbei!
Man ist so alt, wie man sich fühlt,
wer´s nicht glaubt, mit dem Leben spielt.
Fühlst du dich alt und bist noch jung,
macht die Gesundheit einen Sprung,
ganz tief hinab ins graue Tal
voll schwerer Krankheit, Leid und Qual.
Doch bist du alt und fühlst dich jung,
so macht das Leben einen Sprung
vor Freude, Lebensmut und Lust,
weil du dir selbst was Gutes tust.
Und jeder Mensch um dich herum
spricht, dieser Alte ist nicht dumm.
Er macht das Beste bis zum Schluss,
hat Freunde stets im Überfluss.
Er lebt sein Leben jetzt und hier,
er lernt auch noch mit Wissbegier.
Und wenn der Tod sein Leintuch webt,
so hat er voll und ganz gelebt.
Abschied vom Allgäu
Drei Wochen Urlaub, welche Wonne,
doch machte sich gar rar die Sonne,
mit dichten Wolken, grau verhangen,
hat es zu regnen angefangen,
nur selten sah man den Azur,
von Sommerhitze keine Spur.
Doch machten wir das Beste draus,
verließen mit dem Schirm das Haus
und wanderten durch Matsch und Sumpf,
mit nasser Hose, Schuh und Strumpf
und stiegen auf der Berge Gipfel,
zu spähen auf der Bäume Wipfel.
Wir wandelten auf schmalen Pfaden,
ein einsam Strahl durch Nebelschwaden
wurd` von der Sonne uns gesandt.
Dort, an des Flusses silbrig Band,
unter den Fichten, hohen schlanken,
verweilten wir, um Kraft zu tanken.
So ist sehr schnell die Zeit verronnen,
der Alltagstrott hat nun begonnen.
Das Herz, vom Abschied ist noch schwer,
wir kommen schnellstens wieder her,
wir bleiben unsern Bergen treu,
geliebtes Paradies, Allgäu!
Frühlingsgefühle
Eine Biene mit Gebrumm
schaute sich nach Nektar um.
Von den bunten Blumen allen,
konnten viele ihr gefallen.
Eine Blume, ward ihr klar,
schöner als die andre war.
Wie verlockend sie doch riechen,
möcht’ in jeden Kelch reinkriechen.
Ihre Stempel klebrig locken,
möchte sich auf jeden hocken.
Bienchen ist schon wie von Sinnen,
Blütenstaub – oh – wo beginnen?
Bienen sind genau wie Männer,
die sich sehn als Frauenkenner.
Im Liebesrausch und voll Entzücken,
woll’n sie jede Maid beglücken.
Heiratsannonce
Junge Frau, hübsch, elegant,
schlank, klug, witzig und charmant,
sportlich, sexy, engelgleich,
musikalisch, tierlieb, reich.
Sucht wohlsituierten Herrn,
der ein Auto fährt mit Stern,
für die spätere Verbindung
und vielleicht zur Ehefindung.
Haus mit Garten, eine Jacht,
Hunde, Pferde voller Pracht,
mächtig, liebevoll und reich.
Angenehm wäre ein Scheich,
der galant ist und auch nett,
Kamele hat und einen Jet,
Ölvorkommen in der Wüste,
Reedereien an der Küste,
kurz und gut ein Mann, der nett
und sehr zärtlich ist im Bett,
soll sich melden hier bei mir,
Chiffre-Nummer drei-eins-vier.
Das Ende der Welt
Ich ging über´s Feld so vor mich hin,
so viele Ideen gingen mir durch den Sinn.
Ich denke, geh ich bis ans Ende der Welt,
ob es mir dort vielleicht besser gefällt?
Blühen die Blumen dort bunter als hier?
Sagen die Menschen nicht "ich", sondern "wir"?
Ist die Luft besser, nicht so voller Smog?
Ob dort wohl keiner in den Krieg jemals zog?
Singen die Menschen die uralten Lieder?
Gibt es sogar die D-Mark dort wieder?
Gibt´s weder Mord, Diebstahl, noch Betrug?
Haben die Kinder zu essen genug?
Auf Arbeit kein Mobbing, zu Haus' keinen Streit!
Ist es bis ans Ende der Welt noch sehr weit?
Sensationslust
Ein Brummen röhrte überm Haus,
ein Wind begann zu wehen.
Die Leute liefen schnell hinaus,
hier gab es was zu sehen.
Ein Heli kam mit viel Gedröhn,
ein Krankenwagen heulte.
Neugierde ist so wunderschön,
weshalb man sich beeilte.
Wo will der hin, was ist passiert?
Die Menge drängt sich näher.
Sie sind ganz schrecklich int’ressiert,
die Katastrophenspäher.
Der Notarzt rennt ins Nebenhaus,
der Heli wird erkundet.
Man hält die Neugier nicht mehr aus,
das Haus wird nun umrundet.
Hier wohnt der Kurt, der hat`s schon lang
am Herzen und der Lunge,
jetzt ist er scheinbar wieder krank.
Die Sippschaft wetzt die Zunge.
Zu allem Überfluss trifft nun
die Polizei hier ein.
Was haben die damit zu tun?
Sollt’ Kurt gestorben sein?
Die Menge wird schon ganz nervös,
was ist denn nun geschehen?
Und manche Weiber keifen bös,
warum ist nichts zu sehen?
Nach einer guten halben Stund’
bringen sie Kurt heraus.
Die Meute hält ganz kurz den Mund.
Er sieht lebendig aus!
Die Schaulustigen sind verwirrt,
jetzt tun sie ganz pikiert.
Da haben sie sich wohl geirrt,
es ist gar nichts passiert.
Das Pack geht nun mit stummer Klage,
Enttäuschung macht sich breit.
Wofür, stellt jeder sich die Frage,
hab ich geopfert meine Zeit?
Böser Traum
Ich geh spazieren jeden Morgen,
verarbeite den Traum der Nacht.
Der heutige, der macht mir Sorgen,
bin schweißgebadet aufgewacht.
Was wollte dieser Traum mir deuten?
Sieht meine Zukunft gräulich aus?
Werd’ ich verachtet von den Leuten,
die freundlich grüßen mich im Haus?
Sie hätten was von mir erfahren,
doch was es ist, sagen sie nicht.
Sie kennen mich doch schon seit Jahren
und lächeln mir ins Angesicht.
Hinter den vorgehalt’nen Händen,
sie tuscheln: „Die ist nicht ganz dicht.“
Was geht da vor, hinter den Wänden,
was gibt es nur für ein Gerücht?
Sie sagen: „Die da schreibt Geschichten“,
und machen ihre Türen zu.
„Wir lassen uns doch nichts andichten,
wir wollen doch nur unsre Ruh!“
Hab ich geträumt? Ist es die Wahrheit?
Kommt es mir wirklich nur so vor?
Ich schreibe doch in aller Klarheit,
fehlt Euch denn allen der Humor?
Sollte sich wer wieder finden,
war das meine Absicht nicht.
Ich beschreib nicht Eure Sünden,
es ist doch nur eine Geschicht’.
Ereignisse und die Personen,
sie sind doch alle nur Fiktion,
könnten hier im Haus nie wohnen,
Phantasie ist jeder Ton.
Sie reden mit mir, grüßen heiter,
kein böses Wort, ich glaub es kaum.
Ich schreib meine Geschichten weiter.
Es war wohl nur ein böser Traum.
Das Wetterhäuschen an der Wand,
das zeigt mir ganz genau,
was für ein Wetter kommt, anhand
von Regenmann und Sonnenfrau.
Wenn über uns die Wolken ziehn
und es sieht trübe aus,
ist das ein Zeichen dann für ihn,
er kommt aus seinem Haus.
Doch ist die Sonnenfrau zu sehn
in ihrem bunten Kleid,
dann wird das Wetter wieder schön
ich mache mich bereit.
Ich lauf hinaus in die Natur,
mein Herz wird mir so weit,
anhalten möcht´ ich dann die Uhr,
genießen diese Zeit.
Wenn keiner sich von beiden zeigt,
steckt darin eine List,
doch weiß ich schon, warum es schweigt:
weil gar kein Wetter ist!
Ich sitze hier und warte
bis das die Tür aufgeht,
in ihrem weißen Kittel,
die Schwester vor uns steht.
Sie nennt sehr viele Namen,
meiner ist nicht dabei.
Die, die viel später kamen,
die ruft sie, eins, zwei, drei.
Ich warte viele Stunden,
die Zeit, sie geht vorbei.
Der Zeiger dreht die Runden,
bis ich endlich dabei.
Es ist ja so langweilig,
das Warten auf der Bank.
Ich hab es schrecklich eilig.
Davon wird ich erst krank.
Und komm ich nach paar Stunden,
dann wirklich noch mal dran,
dann sagt zu mir der Doktor:
Warten Sie nebenan!
Und wieder muß ich warten,
endlich hör ich den Schritt
des Doktors zu mir eilen.
Er macht den kleinen Schnitt.
Der dauert eine halbe
Minute nicht einmal.
Und dafür wart‘ ich Stunden,
dies nicht zum ersten Mal.
Kartoffeln reiben, Eier rein,
Zwiebeln zu, das muss so sein.
Mit ein bisschen Milch vermischen,
Kräuter rein, nur von den frischen.
Jetzt das Bratfett in die Pfanne,
dann Bescheid gesagt dem Manne,
dass er das Glas Apfelmus
mit seiner Kraft noch öffnen muss.
Fenster auf, das riecht ja eklig,
dieser Dunst ist unerträglich.
Doch dann lassen wir die runden
Kartoffelpuffer uns fein munden.
Ich glaub, da kann man gar nichts tun,
es hilft nur eins - sich auszuruhn.
Die Hitze schlägt mir aufs Gemüt,
ich fühle mich wie abgebrüht.
Mein Mann, der kann sich nicht rasieren,
ihm läuft der Schweiß herab in Schlieren.
Die Glut schlägt auf die Eingeweide,
ein kühles Blondes macht jetzt Freude.
Zum Essen hat man keine Lust,
jede Bewegung bringt nur Frust.
Nur eins kann uns jetzt fröhlich stimmen -
ab ins Bad, wir gehen schwimmen.
Egal, wie man es dreht und wendet,
der Tag doch stets im Chaos endet.
Man hat geschuftet voller Kraft
und doch am Ende nichts geschafft.
Die Mücke und der Elefant,
dass weiß ein jeder nur zu gut,
sind miteinander eng verwandt,
weil man aus ihr ihn machen tut.
Manche Leute schreiben Käse,
solchen hirnverbrannten Mist.
Wenn ich diesen Käse lese,
frag ich, was der Sinn wohl ist.
Ich hab gar nichts gegen Käse,
doch ich liebe ihn in Scheiben,
les’ ich Käse, wird’ ich böse,
darum lasst das lieber bleiben.
Guter Käse kann ruhig stinken,
oder schimmeln, doch nur blau.
Könnt’ im Schafskäs’ gleich versinken,
Emmentaler find’ ich schau.
Limburger und Harzer Roller,
Gouda und auch Camembert,
Roquefort finde ich noch toller,
Ziegenkäs’ liebe ich sehr.
Auf dem Toast oder gerieben,
da verschmähe ich ihn nicht.
Diesen Käse kann ich lieben,
der ist wirklich ein Gedicht.
Den Vormittag kann man vergessen,
man wartet immer nur aufs Essen.
Und um das Essen zu verdaun,
braucht man sich bloß aufs Ohr zu haun.
Hat man geschlafen zwei/drei Stunden
und sich danach zurückgefunden
zum alltäglichen Einerlei,
dann schlägt die Turmuhr auch schon Drei.
Und wieder hört man seinen Magen
zum Hirn die beiden Worte sagen:
„Wie spät?“ Dann schaut man auf den Wecker
und denkt: Wie schön wär‘s jetzt beim Bäcker.
Doch leider kann man da nichts tun,
versucht sich weiter auszuruhn.
Den Nachmittag kann man vergessen,
man wartet immer nur aufs Essen.
Man schneidet es in winz’ge Stücke,
als wär‘ man selbst nur eine Mücke,
damit man lang sich dran erfreue.
Ißt man zu schnell, plagt bald die Reue.
Denn lange zieht sich hin die Nacht,
bis man das Frühstück kriegt gebracht.
Ja, selbst die Nacht kann man vergessen,
man wartet immer nur aufs Essen.
Bild
Was ich in der Zeitung lese
macht mich mürbe irgendwann.
Meistens ist das so ein Käse,
dass ich’s gar nicht glauben kann.
Der Herr Graf, der alte Trottel,
heiratet Fräulein Cecil.
Dieses Fräulein ist ein Model
Und der Graf, der ist debil.
Frau Baronin trug zur Feier
ein Kleid mit ´nem Dekolleté,
dahinein fiel von Herrn Maier
überraschend das Toupet.
Franzi ist ein Busenwunder,
trägt den Ausschnitt bis zum Bein.
Fünfzig Kilo hat die Flunder,
die gefangen wurd’ im Rhein.
Bürgermeister O. ist sauer,
Prinz E.A. ist in der Stadt,
pisst gegen die Friedhofsmauer,
wenn er zu viel intus hat.
Deutschland sucht den Superstar!
Grölt dem Bohlen in die Ohren –
Der hat davon, ist doch klar,
Gehör und Charme total verloren.
Grüne Lippen, blaue Haare,
schwarze Nägel, Nasenring,
sind modern in diesem Jahre,
und die Augenbrauen pink.
Ja, den Fußball woll`n wir loben.
Spieler sein, das muss sich lohnen,
werden hin und her geschoben,
abgekauft für zehn Millionen.
Liebe Herren Redakteure,
was Sie uns heut wieder boten,
dieser große Mist, ich schwöre,
ist nur etwas für Idioten.
Die Landschaft rast an mir vorbei.
Ich schaue aus dem Fenster.
Als ob die Welt ein Moloch sei,
Fabriken, wie Gespenster.
Sie stehen da aus Rost und Stahl,
Rauchschwaden weh’n gen Himmel,
darunter fließt ein Bächlein schmal,
nach Moder riecht’s und Schimmel.
Verfallne Hütten stehn am Rand,
die Stege sind gebrochen,
verschiedene sind abgebrannt,
das hab ich noch gerochen.
Und weiter tragen die Geleise
den Zug, der fährt ins Nirgendwo.
Ich glaub, am Ende dieser Reise
da frag ich mich, wo bin ich, wo?
Ich war verliebt, ich war so jung,
die Welt war gut und schön.
Ich hab’ in der Erinnerung
Nur grün und gold geseh´n.
Doch meine Reise zeigt mir nun,
sie ist nur braun und grau.
Ich frage mich, was soll ich tun?
Ich werd` daraus nicht schlau.
Ich möcht` so gerne glücklich sein,
die Welt in Farben sehn.
Ich stell mir vor, ich wär noch klein,
da war die Welt noch schön.
Ich möchte so viel tun,
wie krieg ich das nur hin?
Mich einmal auszuruh’n,
kommt mir nicht in den Sinn.
Ich möchte so gern lesen,
hier liegt schon lang ein Buch.
Kaum bin ich dran gewesen,
bekomme ich Besuch.
Ich möchte mit Dir laufen,
doch hab ich keine Zeit.
Muss waschen und muss kaufen,
mein Freund, es tut mir leid.
Du sagst, komm Fernseh’n schauen.
Ich geb Dir einen Kuss,
ich kann es mir nicht trauen,
weil ich noch putzen muss.
Ich möchte gerne dichten,
doch kann ich mir das schenken.
Muss lernen mit den „Wichten“
und auch ans Kochen denken.
Und leg ich mich zum Schlafe,
rumort es im Gehirn,
dann formen sich zur Strafe
Reime hinter der Stirn.
Ein eigen Ding ist meine Uhr,
sie geht mal schnell, mal träge.
Hab ich es eilig, renn sie nur,
worauf ich mich errege.
Doch warte ich auf Dich, mein Schatz,
da quäl’n sich die Sekunden.
Die Zeiger rücken nicht vom Platz,
Minuten dauern Stunden.
Und bist Du da, beeilt sie sich,
ich kann das nicht verstehen.
Hab viel zu wenig Zeit für Dich,
schon musst Du wieder gehen.
Was ist das nur mit dieser Zeit?
Die schönen Stunden rennen.
Die schlechten dauern Ewigkeit.
Kann nicht den Grund erkennen.
So jung, wie man sich fühlt
Ei, wie ist die Zeit vergangen,
fühle mich noch jung.
Leben hat kaum angefangen,
macht schon einen Sprung.
Kindheit, Schulzeit, erste Liebe,
alles ist vorbei.
Steck im Arbeitsstressgetriebe
und im Alltagseinerlei.
Kinder großzieh’n, Enkel wiegen,
da geht hin so manches Jahr.
Falten und Arthrose kriegen
und auch graues Haar.
Wenn das Leben Freude gibt
bleibt Erinnerung.
Weiß man ein Herz, das einen liebt,
bleibt man ewig jung.
Ich schäle Zwiebeln mit Genuss,
weil ich dabei nicht weinen muss.
Schneid´ sie in superdünne Scheiben,
oder wird´ zu Mus sie reiben.
Würfle oder presse sie,
doch dabei vergesse nie,
ich noch Knoblauch beizufügen,
das ist wahrlich ein Vergnügen.
Wie der Duft durchs Zimmer zieht,
Hund mit viel Gewimmer flieht,
mein Mann, der reißt das Fenster auf,
doch das nehme ich in Kauf.
Ja, was weinst du denn, mein Kleiner,
hör doch auf, dich schlägt ja keiner,
schau doch mal in meinen Topf!
Wieso ist so rot dein Kopf?
Oma, hier stinkt´s penetrant!
Das ist wirklich allerhand –
Traue wohl nicht meinen Ohren!
Herrlich, wie die Zwiebeln schmoren.
Duften schon im ganzen Haus,
die Familie nimmt Reißaus.
Lass sie mir alleine munden,
lüfte danach drei-vier Stunden.
Zwiebeln sind ja so gesund!
Keiner glaubt´s, nicht mal der Hund.
Wollten essen doch gemeinsam –
Zwiebelduft macht leider einsam!
Was steht denn da in deiner Vase?,
so fragte mich die Nachbarin.
Sie steckt in alles ihre Nase
und fragt mich, ob ich deppert bin.
Das sind nicht Rosen und nicht Veilchen,
nicht Tulpen und Vergissmeinnicht.
Was ist das für ein seltsam’ Teilchen?
Sie zieht ein ungläubig’ Gesicht.
Ein roter Pilz mit weißen Tupfen
steht in der Vase wie gemalt.
Den musste ich im Wald mir rupfen,
er hat mich freundlich angestrahlt.
Warum bloß kaufen alle Leute
sich stets nur einen Blumenstrauß?
Ich muss das nicht und denk mit Freude,
ein Fliegenpilz sieht auch schön aus.
Macht Euch bitte keine Sorgen
über Fliegenpilzvergiftung.
Genießt Ihn nur, Ihr merkt bis morgen
halluzinogene Driftung.
Denn der Pilz ist eine Droge,
nehmt statt Opium ihn zum Tausch,
dann schwebt Ihr auf einer Woge,
schwelgt in einem Freudenrausch.
Wisst, die Russen haben diesen
Pilz auch früher schon genossen,
möcht’ die Lust Euch nicht vermiesen,
draus entstehen manche Possen.
Seid Ihr wieder bei Verstande
und das Gift ist ausgeschieden,
wisst, warum in diesem Lande
wird der Fliegenpilz gemieden.
Russen und auch die Berserker
konnten Dröhnung gut gebrauchen,
wir dagegen sind viel stärker,
Deutsche kiffen, saufen, rauchen.
Warum sollen wir mit Fliegen-
pilzen uns zufrieden geben?
Überall ist Dop’ zu kriegen,
was braucht man denn mehr im Leben?
Als ich aus dem Betrieb ausschied,
da war ich ziemlich down.
Das Team sang mir ein Abschiedslied,
ich hatte dran zu kau´n.
Sie schenkten mir ´nen Gummibaum –
drei Blätter – noch ganz klein.
Der Arme stand im Abstellraum,
sollt’ Überraschung sein.
Das ist fast zwanzig Jahre her,
er wurde riesengroß.
Er passte in kein Zimmer mehr,
was sollt´ ich machen bloß?
Ich köpfte ihn und steckt’ den Trieb
zum Wurzeln in den Sand.
Jetzt hab ich seine Kinder lieb –
und davon allerhand.
Dem Wetter sieht man ´s zwar nicht an,
doch Ostern ist schon wieder ran.
Noch kalt die Luft, doch welche Wonne,
es scheint schon hier und da die Sonne.
Auch an den Bäumen und auf Wiesen,
sieht man schon bunte Blüten sprießen.
Der Farbenvielfalt Konjunktur –
bin ich auf Osterhasens Spur.
Die Eier sind schon ausgeblasen
und warten nur noch auf den Hasen.
Der soll sie recht schön dekorieren,
die bunten Farben ausprobieren.
Der spitze Pinsel liegt bereit.
Ich hoffe nur, er hat auch Zeit.
Kommt er zu spät, Ihr könnt ´s erraten,
dann endet er als Hasenbraten.
Von Schleswig-Holstein bis nach Sachsen,
von Mecklenburg bis Baden-Baden,
sind Supermärkte hingewachsen,
vergeblich sucht man einen Laden.
In Tiefkühltruhen und Regalen,
da liegt die Ware einsortiert,
die an der Kasse wir bezahlen,
ohne, dass man ein Wort verliert.
Oft ist es schwierig, was zu suchen,
dann hat man seine liebe Not.
Wo liegt der Kaffe, wo der Kuchen,
wo liegt der Fisch und wo das Brot?
Auch kann man schwerlich jemand fragen,
da keiner da, der Auskunft gibt.
Ich schiebe suchend meinen Wagen,
denn Umräumen scheint hier beliebt.
Vor Kurzem beim Nachhausefahren,
da habe ich etwas entdeckt,
das gab es nicht seit vielen Jahren.
Ich hab ´s natürlich gleich gecheckt.
In unserm Dorf, dort um die Ecke,
da winkte mir ein kleines Mädchen.
„Guck mal, wir haben“, sagt die Zwecke,
„hier jetzt ein Tante-Emma-Lädchen“
Wir brauchen nicht mehr weit zu laufen,
erfreut sind nicht nur alte Leute.
Hier macht es Spaß, etwas zu kaufen,
ein kleiner Plausch macht auch noch Freude.
Er ist auch Treffpunkt für die Jungen,
wir gehen gern ins Lädchen rein
und haben drin sogar gesungen,
denn hier steht keiner mehr allein.
Mir träumte von grünen Gestaden,
von Landschaften, lieblich und fein,
von Kindern, die unbeschwert baden,
in sauberen Fluten, im Rhein.
Ich träumte so süße Gedanken,
von lieblichem Vogelgesang,
von einer Welt ohne Schranken,
von Herzen voll Liebe und Dank.
Doch als ich am Morgen erwachte,
da war dieser Zauber vorbei.
Die lieblichen Träume, die brachte
der schelmische Wonnemond Mai.
Der Mai ist ein sanfter Geselle,
er zeigt alles rosa und grün,
lässt sprudeln der Phantasie Quelle
und bringt Illusionen zum blühn.
Ich wünschte, in herrschenden Köpfen,
da nistet sich ein auch der Mai,
bringt Frieden zu allen Geschöpfen.
Verzeiht – die Gedanken sind frei!
Blinkend ziehen Silberpfeile
weiße Streifen im Azur.
Sie verweilen eine Weile,
dann verwischt sich ihre Spur.
Sehnsuchtsvoll Gedanken eilen,
fliegen stürmisch mit dem Wind.
Möchte in der Ferne weilen,
wo die Träume Wahrheit sind.
Seh vor mir die grünen Weiten,
ferne Länder, wilde Höh´n.
Möchte über Wellen gleiten,
oh Du Traum, wie bist du schön.
Du strahlst mich an, du süßes, kühles Wesen,
ich bin verfallen dir mit allen meinen Sinnen.
Ach, wär´ ich dir doch nie so nah gewesen,
denn ich weiß nicht, wo soll ich nur beginnen.
Dein süßer Duft verführt mich in Gedanken,
dein kühler Leib bringt mich um den Verstand.
Seit ich dich sah, da brechen alle Schranken,
ich muss berühren dich mit meiner heißen Hand.
Ich muss liebkosen dich mit meinen gierig Lippen.
Der Geist ist willig, doch der Leib wird schwächer.
Lass mich den Löffel tief in dich rein stippen,
du wunderbarer Mandarineisbecher.
Der Dackel schwänzelt mich lieb an,
um mich herum schwänzelt mein Mann.
An Unverschämtheit für mich grenzt,
wenn mein Sohn Sven die Schule schwänzt.
Schwänzeln, das Wort kommt wohl von Schwanz,
es ist der Männer Eiertanz.
Mit Schwänzeln und mit Augenrollen,
vollführ´n sie ihn, wenn sie was wollen.
Ich hab nun einen Weg gefunden,
mein Haar zum Pferdeschwanz gebunden.
Das heißt: Hört endlich auf mit Schwänzeln,
denn Eure Wünsche könnt ihr canceln.
Ich bin so furchtbar aufgeregt,
muss heute Abend lesen.
Ich hoff, dass sich das wieder legt,
sonst wär’s das wohl gewesen.
Man steht da vorn so ganz allein,
durchbohrt von vielen Blicken
und schnappt nach Luft, so voller Pein.
Man glaubt gleich zu ersticken.
Ich hoffe doch, ich stottre nicht,
wenn ich den Mund aufmache,
bleib hängen mitten im Gedicht,
verpatz die ganze Sache.
Ich wäre froh, es wär vorbei,
der Abend wär gelaufen
und hoffe außerdem dabei,
ich konnte was verkaufen.
Die Öffnungszeiten sind so Sachen,
die bringen mich meist nicht zum lachen,
denn wenn ich in der Mittagspause,
schnell mal zum Laden rüber sause,
steh ich davor, ich dumme Kuh,
denn mittags hat der Laden zu.
Und wenn am Feierabend dann
ich hin zum Laden gehen kann,
da ist dafür die Zeit zu knapp,
denn wieder schließt der Laden ab.
Ich könnt mich maßlos drum erregen,
kann man die Zeit nicht anders legen?
Ständig dieses Hasenfutter,
sagt der Sohn zu seiner Mutter.
Ich dreh hier gleich noch am Rad,
immer machst du nur Salat!
Kannst du nicht mal Nudeln kochen?
Hab beim Nachbarn sie gerochen,
mit ´ner Soße aus Tomaten,
und dazu ein Schnitzel braten.
Und du könntest auch mal Fisch
wieder bringen auf den Tisch.
Schweinebraten und Buletten
könnten meine Laune retten.
Oder brat ein Spiegelei,
Röstkartoffeln mit dabei.
Schreite endlich nun zur Tat
und verschon mich mit Salat!
Warum schaust Du mich so traurig an?
Warum lässt Du Deinen Kopf nur hängen?
Wenn ich wüsste, wie ich helfen kann –
Ob mit Witzen, Streicheln, mit Gesängen?
Sag, aus welchem Grunde bist Du blass?
Was kann ich nur tun, Dich aufzurichten?
Was, mein Liebchen, macht Dir wirklich Spaß,
kann erfreuen ich Dich mit Geschichten?
Warum, Schatz, bist Du so sehr geknickt?
Vielleicht bist Du einfach auch nur müd´?
Ach, hätt´ ich Dich lieber nicht gepflückt,
stolze Rose, nun bist Du verblüht!
Wir haben ein Gerüst vorm Haus,
nun sieht ´s hier nicht mehr wohnlich aus.
Da unser Dach schon ziemlich leckt,
wird es nun endlich neu gedeckt.
Doch nicht nur für die Bauarbeiter,
ist das Gerüst ´ne gute Leiter.
Denn kaum ist dieses freigegeben,
schon prangen daran Spinnenweben.
Ich kann kaum meinen Augen trauen,
wie schnell die kleinen Biester bauen.
Ich bin gespannt, ob unser Dach,
so schnell wird fertig – ohne Krach!
Du sagst, der Himmel ist blau,
das Gras ist grün,
mein Haar ist braun.
Doch so einfach ist das nicht.
Im Winter ist alles weiß,
nachts sind alle Katzen grau.
Doch von der Zukunft willst du nichts wissen.
Du sprichst immer nur vom Heute und Jetzt –
du dummer, törichter Spiegel!
Ja, so manches legt sich auf die Blase,
andre Dinge gehen ans Gemüt,
krabbelt es jedoch in meiner Nase,
weiß ich, dass da irgendwo was blüht.
Manchmal kommt das Krabbeln auch vom Frieren,
dann hol ich die Rotlichtlampe raus.
Kommt jedoch das Krabbeln von den Viren,
dann ist´s besser, man bleibt schön zu Haus.
Lebenskreis
Im Frühjahr wird das Wetter schön,
die Blumen blühn und Bäume,
es schallt der Vögel Lustgetön
und auch der Mensch hat Träume.
Oh, könnt´ es immer Frühjahr sein,
es wär´ das höchste Glück,
mit seinem gold´nen Sonnenschein
käm´ Jugendzeit zurück.
Der Sommer ist ein Mix, so bunt,
aus Liebe, Lust und Reisen.
Man fühlt sich, wie ein junger Spund,
will ´s aller Welt beweisen.
Oh, könnt´ es immer Sommer sein,
es wär´ das höchste Glück,
mit seinem gold´nen Sonnenschein
käm´ auch die Lieb´ zurück.
Der Herbst, er bringt die pralle Frucht,
wir trinken gold´nen Wein.
Ich hab gefunden, was ich sucht´,
muss nicht mehr einsam sein.
Oh, könnt´ es immer Herbst nur sein,
es wär´ das höchste Glück,
mit seinem gold´nen Sonnenschein
kämst Du zu mir zurück.
Nun ist es Winter, still und sacht,
der Schnee deckt alles zu,
ich freu mich auf die heil'ge Nacht,
Gemeinsamkeit und Ruh.
Nun wird es lange Winter sein,
ich träum vom großen Glück,
es bringt der inn´re Sonnenschein
nun Weisheit Stück für Stück.
Schwimmen ist die größte Lust,
nicht nur in der Sommerfrische.
Es bekämpft so manchen Frust,
ich bin eben Sternbild Fische!
Ist die Hektik wieder groß,
muss ich zum Termin mich sputen,
war dabei der Teufel los,
stürze ich mich in die Fluten.
Es ist herrlich in den Wellen,
die den Körper sanft umschmeicheln,
lustig Kinderschreie gellen,
Sonnenstrahlen Haut braun streicheln.
Kraftvoll zieh ich meine Bahnen,
kraulend, Rücken oder Brust
und beim Tauchen ist zu ahnen
bunter Tiefseefische Lust.
Aber auch im Kältefalle
macht das Schwimmen für mich Sinn.
Geh ich eben in die Halle,
tummle mich im Schwimmbassin.
Durch berühmte Sätze
wird man inspiriert,
doch ist groß die Hetze,
wenn man sie zitiert.
Plötzlich werden Stimmen
aus der Ferne laut.
Diese schrei´n den schlimmen
Satz: Du hast geklaut!
Du kannst gar nicht dichten,
bist schlecht und gemein,
man will Dich vernichten,
darf Dir nicht verzeih´n.
Doch Du hast Zitate
abgeschrieben nicht,
keine Plagiate
sind in dem Gedicht.
Du hast eine Zeile
doch nur umgestellt,
schon erhältst Du Keile,
weil´s uns nicht gefällt.
Lass Dich nicht beirren,
keiner ist perfekt,
man will Dich verwirren,
zeig, was in Dir steckt.
Niemand dichtet Worte,
die noch nie gesagt,
stehn an manchem Orte,
jeder hat gewagt,
diese zu verwenden,
auf der ganzen Welt.
Lass Dich nicht verblenden,
schreib, was Dir gefällt!
Immer weiter, immer weiter
stürm hinauf die Lebensleiter.
Schwimm der Weisheit Strom entgegen,
darfst Dich nicht zur Ruhe legen.
Springe über Fels und Klippen
und versuche, nicht zu kippen,
nicht zu stolpern, nicht zu fallen,
halt Dich fest und dann vor allem,
bewahre Dir ein Stück Humor,
denn der öffnet Tür und Tor.
Sprühe Deine Geistesblitze,
gepaart mit Charme und Mutterwitze,
weiche ab nicht von dem Pfade,
halte alle Viere grade.
Mach Dich nicht für andre krumm,
sonst fällst Du vorm Ziele um.
Hast die Sprossen Du genommen
und bist oben angekommen,
hast die Hürden übersprungen
und des Ruhmes Berg bezwungen,
steht Dir niemand mehr entgegen,
kannst Du Dich zur Ruhe legen.
Doch dann solltest Du Dich fragen,
ob die Menschen später sagen,
Du hast Dein Leben so verbracht,
dass Du glücklich sie gemacht.
Denkt man mit Freude dann an Dich,
weißt Du, Dein Leben lohnte sich.
Es wandert auf sonniger Heide
ein Mägdlein in luftigem Hemd,
Dort sieht sie ein Wandrer mit Freude,
der in dieser Gegend hier fremd.
Er höret ihr liebliches Singen,
nimmt wahr den betörenden Duft.
Sieht tanzen sie, lachen und springen
und hört, dass ein Mann nach ihr ruft.
Doch ganz ihrem Spiele ergeben,
so sieht sie nicht, was sie bedroht.
Der Wanderer läuft um ihr Leben
und rettet sie aus ihrer Not.
Das Mägdlein hält inne im Tanze,
sie nahm die Gefahr gar nicht wahr.
Sie windet die Blumen zum Kranze
und reicht sie dem Wanderer dar.
Sie küsst ihn auf Stirne und Wange
und springt einem Reh gleich davon.
Von ferne lauscht er dem Gesange,
des Wirbelwinds lieblichem Ton.
Dilletantismus
Beschwerlich ist der Weg ins eigne Ich,
bequem jedoch, im Spiegel sich zu sehn,
in Eitelkeit und Hochmut sich ergeh'n.
Verlorne Seele, oh ich fürchte mich.
Nach außen hin Esprit gepaart mit Charme,
doch um den Mund ein Zug von Bitternis,
bereit nicht für den kleinsten Kompromiss,
an Mitgefühl und Pflichtbewusstsein arm.
Auch wenn „Halt ein" mir meine Seele rief,
so steh ich da in eitel Sonnenschein,
ich bin perfekt, so bilde ich mir ein.
In Wahrheit jedoch kontraproduktiv!
Je nach Geschmack
Der Winter kommt mit Macht zurück,
Rotgoldene Wölkchen im klaren Azur,
Vogelgezwitscher durchklingt die Natur.
Raureif liegt noch auf Wiesen und Bäumen,
Menschen schlummern in seligen Träumen.
Rauchfähnchen schweben weiß von den Dächern,
Lichter entflammen in vielen Gemächern.
Einsame Schritte durchhallen die Stille –
Den Kopf noch schwer, cirka zwei/drei Promille!
Ein Sonnenstrahl küsst mir die Stirn,
er wärmt mir Leib und Glieder.
So mancher Vers zieht mir durchs Hirn,
ich summe Wanderlieder.
Ich wandere durch Wald und Flur,
es riecht nach Harz und Heide.
Dem Glücklichen schlägt keine Uhr,
das Herz wird weit vor Freude.
Der Frühlingswind raunt lau mir zu
die Vöglein tirilieren.
Auf Wanderer, schnür deine Schuh
lass freudig uns marschieren.
Strandbadträume
Wenn wir in der Sonne liegen,
auf der Decke, mollig braun,
sieht man manchen Frisbee fliegen
und auch wunderschöne Frau´n.
Hier im Strandbad, unter Bäumen,
braungebrannt und gut gelaunt,
schwelgen wir in Südseeträumen,
Palmenstrand, Karibiksound.
Der bleiche Mann
Der bleiche Mann ist dünn und still,
kein Mensch weiß, was er tut und will.
Er starrt die Kinder traurig an,
sie haben Angst vor diesem Mann.
Er lebt in einem großen Haus
und geht ganz selten nur hinaus.
und möchte aus dem Weg ihm geh´n.
Ich kenne ihn nur so vom seh´n.
Bis zu dem Tag, an dem geschah,
dass ich ihn brauchte, war er da.
Er hat gerettet mir das Leben.
Wie kann ich meinen Dank ihm geben?
Ich lud ihn ein, wir sprachen lang,
er sagt, er ist vor Kummer krank.
Er hat verloren Kind und Frau
bei einem Unfall, ganz genau
so wie er mir jetzt grad gescheh´n.
Auf einmal kann ich ihn versteh´n.
Die Seele riss es ihm entzwei,
sein großes Glück, es war vorbei.
Vorbei war gleich sein ganzes Leben,
ich werd´ ihm vieles wieder geben,
sodass er Freude wieder findet,
weil uns mein Leben nun verbindet.
Es hängt ein Bild an meiner Wand,
die drauf ist, ist mir unbekannt.
Glaubt mir, ich hab Euch nicht belogen,
denn ich bin hier erst eingezogen.
Ich frag mich, wessen Konterfei
am Bild an meiner Wand wohl sei.
Die Augen lächeln mild hernieder,
ich schau es an mir immer wieder.
Die Locken ringeln sich wie Gold,
oh, ist das Mädchen darauf hold,
und auch der Mund, geschwungen fein,
als lade er zum küssen ein.
Wer nur, ist dieses holde Wesen,
könnt ich die Unterschrift doch lesen!
In gold´nem Licht erstrahlt der Raum.
Der Wecker klingelt, aus der Traum!